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Diazepam im Alkoholentzug

Neben einigen anderen Medikamenten sind Benzodiazepine wie Diazepam bei Alkoholentzug sehr wirksam. Die ersten Entzugssymptome sind Übelkeit, Erbrechen, Zittern und Schwitzen. Später kann es zu Halluzinationen, epileptischen Anfällen und Delirium tremens kommen. In vielen Fällen ist eine medikamentöse Therapie dem kalten Entzug vorzuziehen.

Vor- und Nachteile von Diazepam im Alkoholentzug

Grundsätzlich eignen sich alle Benzodiazepine zur Unterstützung des Alkoholentzugs. Am häufigsten werden jedoch Substanzen mit mittlerer bis langer Halbwertszeit eingesetzt, darunter Lorazepam, Oxazepam, Chlordiazepoxid (Librium) und Diazepam (Valium). Die beiden letzteren haben eine lange Halbwertszeit von 36 bis 200 Stunden bzw. 50 bis 80 Stunden. Sie reichern sich mit jeder Einnahme im Körper an, so dass mit nur einer Dosis pro Tag der erforderliche Spiegel leicht erreicht werden kann.

Bei Lorazepam (11 bis 18 Stunden) und Oxazepam (ca. 8 Stunden) reicht eine einmalige Aufsättigung nicht aus. Sie müssen wiederholt verabreicht werden. Bei ungünstigen Zeitabständen kann es zu starken Blutspiegelschwankungen kommen. In der Folge treten immer wieder Entzugserscheinungen auf. Bei älteren Patienten oder wenn die Leber bereits geschädigt ist, kumulieren sich die Wirkstoffe stärker. Dann ist ein Medikament mit kürzerer Wirkdauer oft die bessere Wahl.

Alternativen zu Diazepam im Alkoholentzug

Barbiturate: Diese Medikamente werden nur noch selten zum Alkoholentzug eingesetzt. In schweren Fällen schneiden sie etwas besser ab als Diazepam, wie klinische Studien gezeigt haben. Allerdings sind die Risiken dieser Substanzen deutlich höher, so dass sie in der Nutzen-Risiko-Abwägung als eher ungünstig einzustufen sind.

Clomethiazol: Vor allem in Deutschland halten viele Ärzte diesen Wirkstoff immer noch für das Mittel der Wahl. In einer klinischen Studie, in der der Nutzen von Clomethiazol mit dem eines Benzodiazepins verglichen wurde, zeigte sich jedoch ein deutlicher Vorteil zugunsten des Benzodiazepins. In einer anderen Studie schnitten sie etwa gleich gut ab. Allerdings macht Clomethiazol auch im Vergleich zu Benzodiazepinen sehr schnell abhängig und ist schwer zu dosieren. Der Nutzen wird in der neueren Literatur zunehmend kritisch gesehen.

Betablocker: Der Nutzen dieser Wirkstoffe beim Alkoholentzug ist eher mäßig. In leichten Fällen sind sie den Benzodiazepinen ebenbürtig, allerdings müssen die Patienten oft zusätzlich ein Schlafmittel einnehmen. In der Regel werden sie nur bei stark erhöhtem Blutdruck und Herzrhythmusstörungen gegeben.

Clonidin hemmt Bereiche des Nervensystems, die für die Stressverarbeitung zuständig sind. In einigen Fällen scheint es ebenso wirksam zu sein wie ein Benzodiazepin. Studien zur Behandlung von schweren Delirien stehen jedoch noch aus. Daher wird der Einsatz noch nicht generell empfohlen.

Fazit

Wird der Alkoholentzug medikamentös begleitet, muss die Therapie immer individuell auf den Patienten abgestimmt werden. Starre Regeln im Sinne von „eine Therapie für alle“ sind hier kaum anwendbar. In vielen Fällen zeigt sich jedoch, dass der Einsatz von Wirkstoffen wie Diazepam im Alkoholentzug anderen Optionen überlegen ist. Bei Bedarf kann eine Ergänzung durch andere Wirkstoffe erfolgen. Allerdings ist Diazepam selbst ein Suchtmittel. Um zu verhindern, dass die Betroffenen von einer Abhängigkeit in die nächste abgleiten, können zusätzliche Maßnahmen erforderlich sein.

Quelle: Urspeter Masche: Therapie des Alkoholentzugssyndroms – infomed.ch


Symbolbild zu Diazepam im Alkoholentzug


 

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