StartBenzodiazepineClonazepamClonazepam bei Epilepsie: schlechte Evidenz?

Clonazepam bei Epilepsie: schlechte Evidenz?

Forscher des Cochrane-Instituts haben im vergangenen Jahr nach guten Studien zur Frage gesucht, ob Clonazepam ein geeigneter Wirkstoff bei Epilepsie ist. Die Therapie mit einem einzigen Wirkstoff (Monotherapie) gilt als gute Möglichkeit, Menschen mit neu diagnostizierter Epilepsie zu behandeln. Clonazepam ist einer der Wirkstoffe, die dafür in Frage kommen.

Merkmale der Studien

Die Forscher fanden nur zwei kleine Studien, in denen Clonazepam bei zwei verschiedenen epileptischen Syndromen mit einem anderen Medikament verglichen wurde. Dabei handelte es sich um die mesiale Temporallappenepilepsie (mTLE; die häufigste und am besten definierte fokale Epilepsie, bei der die Anfälle im inneren Teil des Schläfenlappens des Gehirns auftreten) und um Absence-Anfälle (generalisierte Anfälle mit Bewusstseinsstörung). Die mTLE-Studie verglich Clonazepam mit Carbamazepin und die Absence-Studie mit Ethosuximid.

Clonazepam bei Epilepsie: Wichtige Ergebnisse

Die Wissenschaftler bescheinigten beiden Studien eine schlechte Qualität. Die Beobachtungszeit war zu kurz und die Anzahl der Teilnehmer zu gering, um eine klare Aussage über die Rolle von Clonazepam als Monotherapie zu machen. Die Ergebnisse zur Verträglichkeit wurden in den Studien nicht konsistent berichtet.

Es wurde kein Unterschied zwischen Clonazepam und Carbamazepin in Bezug auf den Anteil anfallsfreier Teilnehmer gefunden. Dies bedeutet jedoch nicht notwendigerweise, dass Clonazepam und Carbamazepin die gleiche Wirkung auf die Anfallskontrolle haben. Der fehlende Unterschied könnte auch auf die geringe Anzahl der Probanden zurückzuführen sein.

Die Studie, in der Clonazepam mit Ethosuximid verglichen wurde, lieferte keine Ergebnisse zur Wirkung auf die Anfallskontrolle. Hinsichtlich der Verträglichkeit konnten keine Unterschiede festgestellt werden. Allerdings war der Anteil der Personen, die die Studie wegen Nebenwirkungen, mangelnder Wirksamkeit oder aus anderen Gründen abbrachen, bei Clonazepam höher als bei Ethosuximid.

Gewissheit über die Evidenz

Bisher gibt es nur wenig Evidenz für die anfallshemmende Wirkung und die Verträglichkeit von Clonazepam bei Epilepsie. Die Qualität der Belege ist sehr gering. Die Forscher sind daher der Ansicht, dass nicht genügend Daten vorliegen, um eine Empfehlung für die Anwendung von Clonazepam als Monotherapie auszusprechen.

Clonazepam bei Epilepsie in Deutschland

In Deutschland ist Clonazepam bei Epilepsie nur für Patienten zugelassen, bei denen kein anderes Medikament geholfen hat. Außerdem wird es bei bestimmten Epilepsieformen nur als Zusatztherapie eingesetzt.

Clonazepam wurde 1964 patentiert. Es kam 1975 in den USA und kurz darauf in Europa auf den Markt. Der bekannteste Markenname ist Rivotril. Es gibt auch eine Reihe von Generika. Für den Kauf ist ein Rezept erforderlich. Es gibt zwar Angebote im Internet, wo man Clonazepam rezeptfrei bestellen kann, aber wer in der Apotheke Benzodiazepine kaufen will, braucht immer ein Rezept.

Quelle: cochrane.org

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