Der Missbrauch von Benzodiazepinen ist weiter verbreitet als man vielleicht denkt. Unbehandelt kann er negative Auswirkungen auf Beziehungen, die Karriere und die körperliche und emotionale Gesundheit haben. Benzodiazepine sind eine Gruppe von Medikamenten, die häufig als Beruhigungsmittel verwendet werden. Am bekanntesten sind Valium und Xanax. Sie gehören zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten in Deutschland.
Wann liegt ein Missbrauch von Benzodiazepinen vor?
Wenn Menschen Benzodiazepine ohne Rezept kaufen und einnehmen, wird aus dem Gebrauch ein Missbrauch. Manchmal missbrauchen auch Menschen, die ein Rezept haben, ihre Medikamente. Wenn man zu viel nimmt, sich zu sehr auf die nächste Dosis konzentriert und das Gefühl hat, ohne das Medikament nicht mehr leben zu können, sind das ebenfalls Anzeichen für ein Problem.
Es gibt viele legitime medizinische Gründe, aus denen Ärzte Benzodiazepine verschreiben können. Angstzustände, Schlaflosigkeit, Alkoholentzug, Kontrolle von Krampfanfällen und Muskelentspannung sind nur einige Beispiele. Sie können auch zur Herbeiführung einer Amnesie vor unangenehmen Eingriffen oder zur Beruhigung eines Patienten vor einer Narkose eingesetzt werden.
Benzodiazepine wirken auf das zentrale Nervensystem und führen zu einer Beruhigung und Muskelentspannung sowie zu einer Angstreduktion. Obwohl mehr als 2000 verschiedene Benzodiazepine bekannt sind, sind derzeit nur wenige für medizinische Zwecke zugelassen. Sie werden in der Regel nach ihrer Wirkungsdauer in kurz, mittellang und lang wirksame Benzodiazepine eingeteilt.
Gründe für den Missbrauch von Benzodiazepinen
Benzodiazepine werden häufig missbraucht. Dieser Missbrauch hängt zum Teil mit den Wirkungen zusammen, die sie hervorrufen, aber auch mit ihrer leichten Verfügbarkeit. Benzodiazepine können chronisch missbraucht oder, wie es insbesondere in der Notaufnahme von Krankenhäusern häufig vorkommt, absichtlich oder versehentlich in Überdosierung eingenommen werden. Tod und schwere Erkrankungen sind selten die Folge des alleinigen Missbrauchs von Benzodiazepinen; sie werden jedoch häufig zusammen mit Alkohol oder anderen Medikamenten eingenommen. Die Kombination von Benzodiazepinen und Alkohol kann gefährlich und sogar tödlich sein.
Benzodiazepine werden auch als „Vergewaltigungsdrogen“ eingesetzt, da sie die natürlichen Abwehrreaktionen eines Menschen gegen sexuelle Aggressionen oder Übergriffe erheblich beeinträchtigen oder sogar aufheben können. In den letzten Jahren hat die Häufigkeit von drogenassoziierten Sexualdelikten drastisch zugenommen. Die Medikamente werden in der Regel alkoholischen Getränken oder auch Limonaden in Pulver- oder flüssiger Form beigemischt und sind für die Opfer schwer zu entdecken.
Auch wenn einige Menschen eine genetische Veranlagung zur Drogenabhängigkeit haben, besteht wenig Zweifel daran, dass auch Umweltfaktoren eine wichtige Rolle spielen. Zu den häufigsten Einflussfaktoren gehören ein niedriger sozioökonomischer Status, Arbeitslosigkeit und Gruppenzwang.
Symptome des Benzodiazepinmissbrauchs
In normaler Dosierung lindern Benzodiazepine Angstzustände und Schlaflosigkeit. Sie sind in der Regel gut verträglich. Manchmal können sich Menschen, die Benzodiazepine einnehmen, schläfrig oder schwindlig fühlen. Diese Nebenwirkung kann bei höherer Dosierung stärker ausgeprägt sein.
Hohe Dosen von Benzodiazepinen können schwerwiegendere Nebenwirkungen hervorrufen. Zu den Anzeichen und Symptomen einer akuten Überdosierung gehören Schläfrigkeit, Verwirrtheit, Schwindel, verschwommenes Sehen, körperliche Schwäche, verschwommene Sprache und mangelnde Koordination. In schweren Fällen kommt es zu Atmungsproblemen oder sogar zum Koma.
Anzeichen für chronischen Missbrauch oder chronische Abhängigkeit können sehr unspezifisch sein und Veränderungen im äußeren Erscheinungsbild und Verhalten umfassen, die sich auf Beziehungen und Arbeitsleistung auswirken. Warnzeichen können plötzliche Stimmungsschwankungen oder eine Verschlechterung der beruflichen oder schulischen Leistungen sein. Chronischer Benzodiazepinmissbrauch kann zu Symptomen führen, die den Indikationen für die Einnahme von Benzodiazepinen ähneln. Das können zum Beispiel Angstzustände, Schlaflosigkeit oder Gewichtsverlust sein, aber auch Kopfschmerzen oder körperliche Schwäche.
Trotz ihrer vielen nützlichen Anwendungen können Benzodiazepine zu körperlicher und psychischer Abhängigkeit führen. Die Abhängigkeit kann Entzugserscheinungen und sogar Krampfanfälle hervorrufen, wenn man die Medikamente abrupt absetzt. Abhängigkeit und Entzugserscheinungen treten nur selten bei Patienten auf, die normale Dosen über kurze Zeiträume einnehmen. Entzugssymptome sind oft schwer von herkömmlichen Angstzuständen zu unterscheiden. Die Symptome treten in der Regel drei bis vier Tage nach der letzten Einnahme auf und können bis zu zwei Wochen anhalten, obwohl sie bei kürzer wirkenden Varianten auch früher auftreten können.
Ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen
Wer sich Sorgen über einen möglichen Benzodiazepinmissbrauch macht, sollte zunächst einen Arzt aufsuchen. Auch wenn nicht klar ist, ob sofortige ärztliche Hilfe erforderlich ist, sollte man nicht zögern, Hilfe zu holen. Bei Verdacht auf eine Überdosierung ist es sehr wichtig, sofort ärztliche Hilfe zu suchen, entweder in der nächstgelegenen Notaufnahme oder unter der Notrufnummer 112. Wenn jemand eine Überdosis eingenommen hat, sind die Auswirkungen möglicherweise nicht sofort sichtbar. Es hilft den Ärzten, wenn die Verpackung der Medikamente mitgebracht wird, damit sie die Anzahl und Art der eingenommenen Tabletten feststellen können.
Untersuchungen und Tests
Die Diagnose basiert auf den Ergebnissen der Anamnese, der Untersuchung und der Labortests. Bei einer akuten Überdosierung ist die Diagnose oft eindeutig, da der Patient, seine Freunde oder seine Familie dem Arzt genau sagen können, was eingenommen wurde. Die Diagnose eines chronischen Benzodiazepinmissbrauchs kann sehr viel schwieriger sein, da der Patient und seine Angehörigen oft versuchen, das Geschehen zu verbergen oder zu verschleiern.
Die Abklärung einer möglichen Überdosierung in der Notaufnahme beginnt mit einer ersten Untersuchung. Die Ärztinnen und Ärzte prüfen, wie gut die Atmung funktioniert und ob Herzschlag und Herzfrequenz normal sind. Die weitere Untersuchung hängt von der Person und ihren Symptomen ab. Die Ärztin oder der Arzt wird nach vielen Anzeichen und Symptomen fragen. Wenn man nicht bereit ist zuzugeben, dass man Benzodiazepine missbraucht oder übermäßig konsumiert, oder wenn keine anderen Personen anwesend sind, um bei der Anamnese zu helfen, ist es leicht, den Medikamentenmissbrauch zu verheimlichen.
In der Notaufnahme werden die Patienten in der Regel an einen Monitor angeschlossen, der die Herzfrequenz, den Blutdruck und die Pulsoximetrie (Sauerstoffgehalt im Blut) misst. Ein intravenöser Zugang wird gelegt. Bei Atemnot oder Bewusstlosigkeit wird Sauerstoff verabreicht. Manchmal wird der Urin auf Drogen untersucht. Diese Labortests können viele (aber möglicherweise nicht alle) häufig missbrauchte Drogen, einschließlich Benzodiazepine, nachweisen. Urintests geben jedoch keine exakte Auskunft über die Konzentration oder Menge der eingenommenen Substanzen. Bei Frauen im gebärfähigen Alter wird der Urin in der Regel auch auf eine Schwangerschaft untersucht. Blutuntersuchungen, EKGs und Röntgenaufnahmen des Brustkorbs können durchgeführt werden, wenn der Verdacht besteht, dass eine Person auch andere gefährliche Drogen konsumiert haben könnte.
Missbrauch von Benzodiazepinen: Therapie und Heilung
Die Behandlung hängt davon ab, ob es sich um eine akute Überdosierung oder einen chronischen Missbrauch von Benzodiazepinen handelt. Ist beides der Fall, wird zunächst die Überdosierung behandelt.
Wenn die Medikamente innerhalb der letzten ein bis zwei Stunden eingenommen wurden, kommt eine Magenspülung in Betracht. Dabei wird ein Schlauch durch Mund oder Nase in den Magen eingeführt, um die Tablettenreste herauszuspülen. Dieses Verfahren wird aber meist nur dann angewendet, wenn der Patient noch andere, möglicherweise gefährlichere Substanzen eingenommen hat.
Für Personen, die innerhalb von vier Stunden nach der Medikamenteneinnahme in die Notaufnahme kommen, ist eine einmalige Gabe von Aktivkohle möglich. Aktivkohle ist ein schwarzes Pulver, das mit Wasser vermischt zum Trinken verabreicht wird und die Aufnahme des Medikaments verhindert. Nebenwirkungen können Übelkeit, Erbrechen und Bauchkrämpfe sein.
Gegen die Wirkungen von Benzodiazepinen gibt es ein Gegenmittel namens Flumazenil. Dieses Mittel hebt die beruhigende Wirkung der Benzodiazepine auf. Es wird jedoch im Allgemeinen nur bei schweren Vergiftungen eingesetzt, da es bei chronischer Benzodiazepinabhängigkeit zu Entzugserscheinungen und Krampfanfällen führen kann.
Chronischer Missbrauchs kann in der Regel unter ärztlicher Anleitung zuhause oder in speziellen Drogenrehabilitationszentren behandelt werden. Zuerst wird die Benzodiazepin-Dosis langsam reduziert, um Entzugssymptome zu vermeiden. Dies ist oft einfacher als die lange Phase danach, in der die Person versucht, drogenfrei zu bleiben. Oft benötigen die Betroffenen auch Unterstützung und Hilfe bei der Wohnungs- und Arbeitssuche. Die Einbeziehung von Familie und Freunden kann dabei hilfreich sein.
Die Kombination mit anderen Substanzen, insbesondere mit sedierenden Drogen wie Alkohol oder Opioiden, erhöht das Risiko erheblich. Wenn der Verdacht besteht, dass die Überdosis absichtlich eingenommen wurde und die Person sich selbst oder andere verletzen könnte, wird sie vor der Entlassung aus der Notaufnahme häufig noch von einem Psychiater oder Suchtspezialisten befragt. Dann kann eine stationäre Behandlung notwendig sein.