Rohypnol (Flunitrazepam) ist ein Benzodiazepin, das zur Kurzzeitbehandlung von Schlafstörungen geeignet ist, jedoch bei Missbrauch oder längerfristiger medizinischer Anwendung zu einer Rohypnol-Abhängigkeit führen kann. In hohen Dosen führt es innerhalb weniger Minuten zur Bewusstlosigkeit. Es wird häufig als K.o.-Mittel im Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen eingesetzt, was durch die heute übliche Beimischung eines Farbstoffes nur teilweise verhindert werden kann.
Rohypnol ist weltweit in rund 60 Ländern legal erhältlich, in Deutschland seit 2011 nur noch mit BtM-Rezept. Abseits des legalen Vertriebs floriert der Schwarzmarkt, zum Beispiel über zahlreiche Online-Shops, in denen man Rohypnol ohne Rezept kaufen kann. Die Substanz wird zum Teil verwendet, um die Nebenwirkungen von Stimulanzien wie Kokain zu mildern. Außerdem eignet es sich als Ersatz für Heroin. In der Clubszene wird es wegen seiner enthemmenden Wirkung als Partydroge verwendet. Die gelegentliche Verwendung als K.O.-Mittel hat ihr auch den Ruf einer Vergewaltigungsdroge eingebracht.
Wirkung und Nebenwirkungen
Rohypnol gelangt schnell ins Blut. Konsumenten oder Opfer spüren die Wirkung oft schon 15 Minuten nach der Einnahme. Es kann zu einer starken, bis zu zwölf Stunden anhaltenden Sedierung mit Enthemmung und Euphorie kommen. Bei hohen Dosen kommt es zu Schwindel, Verlust der Körperkontrolle und Koma. Die Konsumenten haben große Schwierigkeiten, sich am nächsten Tag an das Geschehene zu erinnern; das Gedächtnis wird gelöscht.
Bei Personen, die Rohypnol missbrauchen, treten häufig Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Amnesie, Albträume, Verwirrtheit und Zittern auf. Obwohl Rohypnol eigentlich ein Beruhigungsmittel ist, macht es manche Menschen auch aggressiv oder erregbar. Der zusätzliche Konsum von Alkohol kann die Wirkung und die Risiken verstärken.
Gefahren der Rohypnol-Abhängigkeit
Der regelmäßige Konsum von Rohypnol führt zu einer erhöhten Toleranz gegenüber der Droge, so dass mit der Zeit immer höhere Dosen erforderlich sind, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Chronischer oder Dauerkonsum kann zu körperlicher Abhängigkeit und Entzugserscheinungen führen, wenn die Droge abgesetzt wird. Die Entzugssymptome können leicht bis schwer sein. Sie umfassen Kopf- und Muskelschmerzen, Verwirrung, Angst, Unruhe, Anspannung, Delirium, Schlaflosigkeit und Krämpfe, die auch noch mehr als eine Woche nach Absetzen der Droge auftreten können. Die regelmäßige Einnahme von Rohypnol über einen längeren Zeitraum kann auch zu körperlicher Abhängigkeit und Sucht führen.
Erschwerend kommt hinzu, dass viele Abhängige die Droge mit Substanzen wie Alkohol oder Kokain kombinieren. Die Kombination von Benzodiazepinen mit Alkohol und anderen Drogen ist gefährlich und manchmal tödlich, da beide Substanzen die Funktion des zentralen Nervensystems dämpfen und die Atmung und Herzfrequenz verlangsamen können. Hohe Dosen können zu Atemnot führen.
Rohypnol und sexuelle Gewalt
Rohypnol ist eine häufig verwendete Vergewaltigungsdroge, da sie in der Lage ist, ahnungslose Opfer zu betäuben und handlungsunfähig zu machen. Da die Droge in bunten Cocktails schwer zu erkennen ist, kann sie von den Tätern unbemerkt beigemischt werden. Die Substanz setzt das Opfer körperlich außer Gefecht und führt zu einer Beeinträchtigung des Urteilsvermögens bis hin zum völligen Blackout, was die Person anfällig für sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen macht. Aufgrund des Gedächtnisverlustes und der Verwirrung nach Abklingen der Wirkung sind solche Fälle schwer zu verfolgen. Die Opfer sind oft nicht in der Lage, sich an den Übergriff, den Täter oder die Ereignisse im Zusammenhang mit dem Übergriff zu erinnern.
Hilfe bei Rohypnol-Abhängigkeit
Wenn Sie oder ein Angehöriger von Rohypnol abhängig sind, führt der Weg zur Genesung über eine professionelle Behandlung. Wenn Sie bereit sind, den Kampf gegen die Sucht aufzunehmen, aber nicht wissen, wo Sie anfangen sollen, wenden Sie sich noch heute an eine professionelle Beratungsstelle. Viele dieser Stellen sind rund um die Uhr erreichbar.
Eine gute Möglichkeit, erste Informationen zu erhalten, ist die telefonische Beratung. In Deutschland gibt es zum Beispiel das anonyme Sucht- und Drogentelefon mit der bundesweiten Rufnummer 01805/313031. Es ist ein gemeinsames Angebot der Drogennotrufe mehrerer Städte und steht unter der Schirmherrschaft des Bundes. Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet an sieben Tagen in der Woche ein Beratungstelefon an. Unter der Nummer 0221/892031 können Betroffene und/oder Angehörige mit geschulten Psychologen oder Sozialarbeitern sprechen. Im Gespräch kann man zum Beispiel erfahren, welche Beratungsstellen es in der Nähe des eigenen Wohnortes gibt. Die Mitarbeiter können auch Telefonnummern nennen oder Tipps für die Suche im Internet geben.
Mit professioneller Hilfe stehen die Heilungschancen gut. Es ist zwar oft ein langer Prozess, aber er führt bei vielen Betroffenen zur dauerhaften Befreiung von der Sucht.
Siehe auch
- Benzodiazepin-Abhängigkeit (externer Link)