Alzheimer-Patienten sind oft unruhig und agitiert. In der stationären und häuslichen Pflege werden sie unter anderem mit Medikamenten wie Diazepam beruhigt. Eine finnische Studie zeigt jedoch, dass dies die Sterblichkeit erhöht. Weitere Forschung ist nötig, um diese Ergebnisse zu bestätigen oder zu widerlegen. Sollte Diazepam aber tatsächlich die Sterblichkeit bei Alzheimer signifikant erhöhen, wäre ein Umdenken in der Behandlung erforderlich.

Unruhe, schlechter Schlaf, gereizte Stimmung

Als ob die Alzheimer-Krankheit nicht schon schlimm genug wäre, gibt es eine Reihe von Symptomen, die den Betroffenen und ihren Angehörigen das Leben zusätzlich schwer machen. Dazu gehören Unruhe, schlechter Schlaf, Reizbarkeit und manchmal eine erhöhte Neigung zu aggressivem Verhalten. Dies kann für alle Beteiligten belastend und manchmal sogar gefährlich sein.

Mit Benzodiazepinen wie Diazepam können diese Symptome sehr gut behandelt werden. Die Patienten werden ruhiger, sind weniger reizbar und schlafen besser. Außerdem haben diese Substanzen eine große therapeutische Breite. Andererseits beeinträchtigen sie das Gedächtnis, verstärken also die Demenz und gelten auch aus anderen Gründen nicht als erste Wahl. Dennoch werden sie häufig verordnet, da es keine vergleichbaren Alternativen zur Beruhigung der Patienten gibt.

Wird durch Diazepam die Sterblichkeit erhöht?

Um die Wirkung von Benzodiazepinen bei Demenzpatienten zu untersuchen, verglich ein Team um Heidi Tapale von der Universität Kuiopio die Daten von 10.000 Patienten, die ein Beruhigungsmittel erhielten, mit denen von 20.000 anderen Patienten. Hinsichtlich Geschlecht, Alter und Krankheitsdauer waren sich beide Gruppen sehr ähnlich. Es zeigte sich, dass die Sterblichkeit in den ersten sechs Monaten nach Beginn der Behandlung mit Benzodiazepinen deutlich erhöht war. Statt 8,5 Todesfälle pro 100 Patienten waren es 13,4.

Warum das so ist, weiß man noch nicht genau. Zwar sind viele Risiken von Diazepam & Co. bereits bekannt. So weiß man zum Beispiel, dass sich das Risiko einer Lungenentzündung in den ersten 30 Tagen verdoppelt. Auch Schlaganfälle und Stürze häufen sich. Das allein reicht aber nicht aus, um den starken Anstieg der Todesfälle zu erklären. Weitere Untersuchungen werden zeigen, ob Medikamente wie Diazepam die Sterblichkeit bei allen Alzheimer-Patienten erhöhen oder ob dies nur bei bestimmten Risikogruppen der Fall ist.

Quelle

• Christiane Gelitz: Senken Beruhigungsmittel die Lebenserwartung von Demenzkranken? (spektrum.de, 22.11.2011)