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Mehr Fehlgeburten durch Benzodiazepine?

Immer mehr Menschen haben Probleme beim Ein- und Durchschlafen, darunter auch viele Schwangere. Oft geben Ärzte dann ein Benzodiazepin als Schlafmittel. Eine kanadische Studie hat nun gezeigt, dass Benzodiazepine das Risiko für Fehlgeburten deutlich erhöhen. Dies gilt sowohl für kurz- als auch für langwirksame Präparate.

Mehr als doppelt so hohes Risiko für Fehlgeburten durch Benzodiazepine

Im Rahmen der Studie wurde die Quebec Pregnancy Cohort ausgewertet, die Daten zu allen Geburten in der Region Montreal enthält. Bei 1,4 Prozent der Frauen, die eine Fehlgeburt erlitten, war mindestens eine Benzodiazepin-Verordnung in der Anamnese vorhanden. In der Kontrollgruppe, also bei den Frauen, die eine Lebendgeburt hatten, waren es nur 0,6 Prozent. Das Risiko einer Fehlgeburt durch Benzodiazepine ist also mehr als doppelt so hoch.

Die Forscher weisen darauf hin, dass in der Gruppe der Frauen, die Benzodiazepine eingenommen hatten, häufig auch andere Risiken vorlagen. Sie waren im Durchschnitt etwas älter und hatten häufiger Asthma, Bluthochdruck oder eine Fehlgeburt in der Vorgeschichte. Aber selbst wenn man all diese Faktoren berücksichtigt, ist die Risikoerhöhung durch die Medikamente immer noch deutlich messbar.

Ein Unterschied zwischen Wirkstoffen mit kurzer und langer Halbwertszeit konnte nicht beobachtet werden. Diazepam, Temazepam und Bromazepam verursachen die meisten Fehlgeburten, wobei aus der Studie nicht hervorgeht, ob dies auf die Eigenschaften der Wirkstoffe selbst oder auf die Häufigkeit ihrer Verschreibung zurückzuführen ist. Klar ist jedoch, dass das Risiko mit steigender Dosis zunimmt.

Benzodiazepine in der Schwangerschaft nur als Ausnahme

Benzodiazepine werden unter anderem als Schlaf- und Beruhigungsmittel eingesetzt. Sie werden schwangeren Frauen nur verschrieben, wenn es keine brauchbaren Alternativen gibt. Die Wirkstoffe reichern sich in der Plazenta an und sind dort in bis zu dreimal höherer Konzentration vorhanden als im Blut der Mutter. Deshalb sollte die Dosis so niedrig wie möglich und die Behandlungsdauer so kurz wie möglich sein. Bei regelmäßiger Einnahme wird man schnell abhängig. Schon nach wenigen Tagen regelmäßiger Einnahme können beim Absetzen Entzugserscheinungen auftreten.

Der Hauptautor der Studie, Dr. Anick Berard von der Universitätsklinik Montreal, plädiert dafür, bei jeder Verordnung von Benzodiazepinen an Schwangere die Risiken und den Nutzen genau abzuwägen und sie, wenn überhaupt, nur für kurze Zeit zu verschreiben.

Quelle und weitere Informationen

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Bild für Fehlgeburten durch Benzodiazepine
Das Risiko für Fehlgeburten wird durch Benzodiazepine deutlich erhöht.

 

 

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