StartDiazepamValium55 Jahre Valium – Rosa Brille auf Rezept

55 Jahre Valium – Rosa Brille auf Rezept

55 Jahre Valium – ein Klassiker von Roche feiert Geburtstag! Valium ist neben Aspirin und Viagra wohl eines der bekanntesten Medikamente. Auch wenn es das Original in Deutschland nicht mehr gibt, sondern nur noch Generika, ist es den meisten Menschen noch ein Begriff. Im Jahr 2018 ist es genau 55 Jahre her, dass das Medikament entwickelt wurde.

1963: Entdeckung durch Zufall

Die Entdeckung von Valium war ein glücklicher Zufall. In den 1950er Jahren wurde weltweit nach neuen Beruhigungsmitteln gesucht. Zur Behandlung von Angstzuständen, Spannungszuständen oder Schlafstörungen standen der Medizin damals nur Barbiturate zur Verfügung, deren therapeutische Breite jedoch sehr gering war. Sie konnten leicht überdosiert werden, was zu zahlreichen Todesfällen führte.

Vorreiter bei der Suche nach neuen Wirkstoffen war die Firma Hoffmann-La Roche. Doch alle getesteten Substanzen erwiesen sich als unwirksam oder hatten zu viele Nebenwirkungen. Man wollte die Forschung schon aufgeben, als Wissenschaftler beim Aufräumen des Labors auf zwei Proben stießen, die man übersehen hatte. Sie beschlossen, auch diese den üblichen Tests zu unterziehen – und erzielten mit einer davon den lang erhofften Durchbruch.

Von Librium zu Valium

Die neu entdeckte Substanz Chlordiazepoxid erwies sich als wirksam zur Muskelentspannung und Krampflösung. Es kam 1960 unter dem Markennamen Librium als erstes Benzodiazepin auf den Markt. Davon abgeleitet wurden in den folgenden Jahren eine Reihe weiterer Wirkstoffe entwickelt. Der erfolgreichste davon – Diazepam – kam schließlich 1963 unter dem Namen „Valium“ auf den Markt. Als Entdecker dieser neuen Substanzklasse gilt der Chemiker Leo Sternbach, der bis in die 1940er Jahre in Basel geforscht hatte und dann in die USA emigrierte. Neben Librium und Valium entwickelte der Wissenschaftler über 240 weitere Medikamente und brachte sie zur Patentreife.

Diazepam hat eine Halbwertszeit zwischen 20 und 50 Stunden. Damit gehört es zu den lang wirksamen Benzodiazepinen. Im Körper wird es zu Nordazepam, Temazepam und Oxazepam abgebaut. Die Abbauprodukte sind selbst noch so wirksam, dass sie als eigenständige Medikamente vermarktet werden. Allerdings verbleiben auch sie noch einige Zeit im Körper, so dass es bei täglichem Gebrauch zu einer Kumulation der Wirkstoffe kommt.

Viele Jahre lang galt Valium als Allheilmittel für die kleinen Probleme des Alltags. Als „Mother’s Little Helper“ erlangte es nicht nur in den USA schnell große Popularität. Allmählich setzte sich jedoch die Erkenntnis durch, dass Valium bei längerem Gebrauch abhängig macht und die Persönlichkeit verändert.

55 Jahre Valium – ein Ausblick

In Europa und Nordamerika ist Valium schon lange nicht mehr rezeptfrei erhältlich. Wer es in einer Apotheke kaufen will, braucht ein ärztliches Rezept. Allerdings verschreiben Ärzte Valium heute viel vorsichtiger als früher. Für viele Anwendungen, vor allem bei Angst-, Spannungs- und Erregungszuständen, als Schlafmittel, bei Epilepsie, bei Muskelverspannungen oder vor Operationen, ist es aber immer noch die erste Wahl. Zwar forscht die Industrie mit Hochdruck an neuen, noch nebenwirkungsärmeren Substanzen, doch ein Ersatz ist noch nicht in Sicht. Wenn wir heute den 55. Geburtstag von Valium feiern, ist sicher, dass es uns noch viele Jahre erhalten bleiben wird.

Quelle und weiter Informationen

Geburtstag eines Klassikers: 55 Jahre Valium. deutsche-apotheker-zeitung.de, 28.08.2018

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