Hier finden Sie Beispiele für mittellang- und langwirksame Benzodiazepine mit zusätzlichen Informationen zu Nebenwirkungen und Missbrauchspotenzial. Benzodiazepine sind Beruhigungsmittel für das zentrale Nervensystem, die häufig zur Behandlung von Angstzuständen oder als Antikonvulsiva verschrieben werden. Obwohl viele Benzodiazepine eine ähnliche Wirkung haben, kann sich die Wirkungsdauer von einem zum anderen unterscheiden. Dies ist vor allem auf die Halbwertszeit der einzelnen Medikamente zurückzuführen.
Benzodiazepine gibt es in langwirksamen, mittelwirksamen und kurzwirksamen Formen. Die beiden ersteren wurden in diesem Artikel zusammengefast, da die Abgrenzung eher unscharf ist. Aufgrund der unterschiedlichen Halbwertszeiten bleiben einige Benzodiazepine länger im Körper als andere. Benzodiazepine verstärken die Wirkung des Neurotransmitters Gamma-Aminobuttersäure (GABA) im Gehirn. Da Krampfanfälle und Angstzustände durch eine Überaktivität der Nerven verursacht werden können und GABA diese Aktivität reduziert, sind Benzodiazepine bei der Behandlung dieser Probleme wirksam.
Lang wirkende Benzodiazepine haben eine lange Halbwertszeit. Das bedeutet, dass ihre Wirkung auf das Gehirn mehrere Tage anhalten kann. Ihre Verweildauer im Körper kann zwischen einem und drei Tagen liegen. Zum Vergleich: Kurzwirksame Benzodiazepine wie Triazolam oder Midazolam wirken nur drei bis acht Stunden. Langwirksame Benzodiazepine werden auch langsamer vom Körper verarbeitet und brauchen länger, um ihre Wirkung zu entfalten. Bei dieser Art von Benzodiazepinen kommt es eher zu einem Hangover, aber seltener zu Entzugserscheinungen.
Liste: Mittellang- und langwirksame Benzodiazepine
Zu den mittellang- und langwirksamen Benzodiazepinen gehören Diazepam (schnellster Wirkungseintritt), Clorazepat (ebenfalls schneller Wirkungseintritt), Chlordiazepoxid (mittlerer Wirkungseintritt), Flurazepam (langsamer Wirkungseintritt) und Prazepam (langsamster Wirkungseintritt). Besonders langwirksame Benzodiazepine können kumulativ beeinträchtigend wirken und sind eher als kurzwirksame Substanzen in der Lage, tagsüber Sedierung und motorische Beeinträchtigung hervorzurufen.
Im Folgenden finden Sie eine Liste der mittellang- und langwirksamen Benzodiazepine, beschränkt auf die medizinisch hauptsächlich relevanten Wirkstoffe, und Informationen darüber, wie lange die Halbwertszeit jedes Medikaments im Körper ist. Die Halbwertszeiten etwaiger aktiver Metaboliten sind separat angegeben:
- Alprazolam (Xanax, Xanor u .a): 12-15 Stunden
- Chlordiazepoxid (Librium, Multum, Radepur u. a.): 5-30 Stunden
- aktive Metaboliten: 49-96 Stunden
- Clonazepam (Rivotril u. a.): 30-40 Stunden
- Clorazepat (Tranxilium u. a.): 2 Stunden
- aktive Metaboliten: 30 bis 90 Stunden
- Diazepam (Valium, Psychopax u. a.): 24-48 Stunden
- aktive Metaboliten: 30-90 Stunden
- Flurazepam (Dalmadorm, Staurodorm u. a.): 1,5 Stunden
- aktive Metaboliten: 30-90 Stunden
- Lorazepam (Tavor, Ativan, Tolid, Temesta u. a.): 12-16 Stunden
- Medazepam (Rudotel u. a.): 2-5 Stunden
- aktive Metaboliten: 30 bis 90 Stunden
- Nitrazepam (Mogadan, Mogadon, Radedorm u. a.): 18-30 Stunden
- Oxazepam (Adumbran, Praxiten, Seresta u. a.): 5-15 Stunden
- Prazepam (Demetrin, Centrax u. a.): 1,5 Stunden
- aktive Metaboliten: 30 bis 90 Stunden
- Quazepam (Doral, Dormalin u. a.): 25-41 Stunden
- Temazepam (Normison, Planum, Remestan u. a.): 5-13 Stunden
Die Grenze zwischen lang und mittellang wirkenden Benzodiazepinen ist fließend und zum Teil willkürlich, weshalb sie hier in einer Liste zusammengefasst wurden. Einige dieser Wirkstoffe werden in anderen Listen separat als Benzodiazepine mit mittlerer Wirkdauer geführt. Die Unterscheidung hängt zum Teil auch davon ab, wo man die Grenze zieht ob die aktiven Metaboliten (Abbauprodukte) berücksichtigt werden oder nicht.
Medizinische und missbräuchliche Verwendung
Im Allgemeinen werden kurzwirksame Benzodiazepine als Schlafmittel und mittellang- bis langwirksame Benzodiazepine zur Behandlung von Angstzuständen eingesetzt. Das ist aber nicht immer der Fall. Einige Medikamente gegen Angstzustände können helfen, besser zu schlafen, wenn sie nachts eingenommen werden. Geringere Dosen von Schlafmitteln können helfen, sich tagsüber ruhig zu fühlen. Die Wahl des richtigen Medikaments sollte in jedem Fall von einem Arzt getroffen werden. Von einer Selbstmedikation wird dringend abgeraten.
Benzodiazepine werden häufig missbräuchlich eingenommen. Dies hängt zum Teil mit ihrer euphorisierenden Wirkung zusammen, aber auch mit ihrer weiten Verfügbarkeit. Benzodiazepine können chronisch missbraucht werden oder, was häufiger in der Notaufnahme von Krankenhäusern vorkommt, absichtlich oder versehentlich überdosiert werden.
Tod und ernsthafte Erkrankungen sind selten die Folge von Benzodiazepin-Missbrauch allein, aber häufig in Kombination mit Alkohol oder anderen Medikamenten. Die Kombination von Benzodiazepinen und Alkohol kann gefährlich und manchmal sogar tödlich sein. Wenn Sie bei sich selbst oder bei einer Ihnen nahestehenden Person Anzeichen für einen Missbrauch von Benzodiazepinen feststellen, sollten Sie auf folgende Hinweise achten
- Einnahme von Benzos ohne Rezept
- Einnahme höherer Dosen als verschrieben
- Einnahme von Benzodiazepinen zusammen mit anderen Substanzen wie Alkohol oder Opioiden
- Einnahme von Benzodiazepinen auf nicht verschriebene Weise, beispielsweise Schnupfen, Rauchen oder Injizieren
Langwirksame Benzodiazepine und ihre Entzugserscheinungen
Wenn eine körperlich abhängige Person die Einnahme von Benzodiazepinen beendet und die Droge das System verlässt, setzt der Entzug ein und die Entzugssymptome beginnen sich zu zeigen. Selbst wenn Benzodiazepine in therapeutischen Dosen eingenommen werden, führt ihr abruptes Absetzen bei bis zu 50 % der Patienten, die sechs Monate oder länger behandelt wurden, zu einem Entzugssyndrom. Bei den langwirksamen Benzodiazepinen treten die Entzugssymptome ein bis zwei Wochen nach dem Absetzen auf und halten länger an, sind aber weniger ausgeprägt. Wie bei anderen Sedativa ist ein langsamer Entzug erforderlich, um schwerwiegende Komplikationen wie Entzugskrämpfe zu vermeiden.
Einige der häufigsten Entzugssymptome sind:
- Unruhe
- Schlaflosigkeit
- Krampfanfälle
- Zittern
- Muskelkrämpfe
- Erbrechen
- Schwitzen
Aufgrund der Entzugssymptome muss die Dosierung von Benzodiazepinen vor dem vollständigen Absetzen reduziert werden. Wenn sie nicht langsam abgesetzt werden, kann ein Entzugssyndrom auftreten. Ein Entzugssyndrom tritt in der Regel auf, wenn man physiologisch von einer Droge abhängig ist oder der Körper begonnen hat, nach ihr zu verlangen. Die Symptome können von Zittern bis hin zu Angstzuständen und Übelkeit reichen.
Siehe dazu: