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Angststörung: Ursachen, Symptome und Behandlung

Eine Angststörung ist eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, die die Bewältigung des Alltags massiv erschwert. Zu den Symptomen gehören Nervosität, Panik, Angst, Schweißausbrüche und ein schneller Herzschlag. Zur Behandlung werden Medikamente und kognitive Verhaltenstherapie eingesetzt. Ohne Behandlung können sich die Symptome verschlimmern. Daher ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen, wenn die Symptome über einen längeren Zeitraum anhalten und sich nicht von selbst bessern.

Was ist eine Angststörung?

Angststörungen sind dadurch gekennzeichnet, dass die Betroffenen auf bestimmte Dinge und Situationen mit Angst und Schrecken reagieren. Ebenso können körperliche Symptome wie Herzklopfen und Schweißausbrüche auftreten. Es ist jedoch normal, von Zeit zu Zeit Angst zu haben. Man kann sich ängstlich oder nervös fühlen, wenn man ein Problem bei der Arbeit hat, wenn ein Vorstellungsgespräch oder eine Prüfung ansteht oder man eine wichtige Entscheidung zu treffen hat. Gesunde Angst ist ein nützlicher Ratgeber. Sie ist wichtig, um gefährliche Situationen zu erkennen und die Aufmerksamkeit zu fokussieren, damit man in Sicherheit bleibt.

Eine Angststörung geht allerdings über die normale Nervosität und leichte Furcht hinaus, die man von Zeit zu Zeit verspüren kann. Von einer Angststörung spricht man, wenn die Angst die Fähigkeit, den Alltag zu bewältigen, beeinträchtigt, wenn man auf bestimmte Situationen überreagiert und wenn man diese Überreaktionen nicht mehr kontrollieren kann. Angststörungen können es den Betroffenen schwer machen, den Alltag zu meistern. Glücklicherweise gibt es mehrere wirksame Behandlungsmöglichkeiten.

Wer kann eine Angststörung entwickeln?

Eine Mischung aus genetischen und umweltbedingten Faktoren kann das Risiko für die Entwicklung einer Angststörung erhöhen. Dazu gehören unter anderem Persönlichkeitsmerkmale wie Schüchternheit oder Verhaltenshemmung, ein traumatisches Erlebnis in der Kindheit oder eine familiäre Vorgeschichte von psychischen Erkrankungen. Auch manche körperliche Erkrankungen, darunter Schilddrüsenprobleme und Herzrhythmusstörungen, können die Entstehung einer Angststörung begünstigen.

Angststörungen treten häufiger bei Frauen als bei Männern auf. Die Forscher untersuchen noch, warum das so ist. Möglicherweise liegt es an den weiblichen Hormonen und ihren zyklusbedingten Schwankungen. Das Hormon Testosteron könnte ebenfalls eine Rolle spielen. Männer haben nämlich mehr davon, und es kann Ängste lindern. Vielleicht suchen Frauen auch seltener eine Behandlung auf, so dass sich die Ängste verschlimmern.

Klassifikation der Angststörungen

Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) ordnet Angststörungen dem Unterkapitel F4 (Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen) zu. Dies ist insofern bemerkenswert, als Angst eigentlich ein „Affekt“ ist und alle anderen affektiven Störungen im Kapitel F3 zu finden sind. In der Ausgabe von 2010 (ICD-10) werden Angststörungen in folgende Gruppen unterteilt:

  • Phobische Störungen
    • Agoraphobie
    • Soziale Phobie
    • Spezifische Phobie
    • Sonstige phobische Störungen
    • Phobische Störung, nicht näher bezeichnet
  • Andere Angststörungen
    • Panikstörungen
    • Generalisierte Angststörung
    • Angst und depressive Störung, gemischt
    • Andere gemischte Angststörungen
    • Sonstige spezifische Angststörungen
    • Angststörungen, nicht näher bezeichnet
  • Zwangsstörungen
    • vorwiegend Zwangsgedanken oder Grübelzwang
    • vorwiegend Zwangshandlungen (Zwangsrituale)
    • Zwangsgedanken und -handlungen, gemischt
    • sonstige Zwangsstörungen
    • Zwangsstörungen, nicht näher bezeichnet
  • Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen
    • akute Belastungsreaktion
    • Posttraumatische Belastungsstörung
    • Anpassungsstörung
    • sonstige Reaktion auf schwere Belastung
    • Reaktion auf schwere Belastung, nicht näher bezeichnet

Ursachen und Symptome

Bei Angststörungen verhält es sich ähnlich wie bei anderen Formen psychischer Erkrankungen. Sie beruhen nicht auf persönlichen Schwächen, Charakterfehlern oder Erziehungsproblemen. Was genau eine Angststörung auslöst, wissen die Forscher nicht. Sie vermuten, dass eine Kombination verschiedener Faktoren eine Rolle spielt, darunter ein chemisches Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn, Umweltfaktoren und die Genetik.

Starker oder lang anhaltender Stress kann das chemische Gleichgewicht verändern, das die Stimmung steuert. Wenn der Stress über einen längeren Zeitraum anhält, kann er zu einer Angststörung führen. Doch auch das Erleben eines Traumas kann eine Angststörung auslösen, insbesondere bei Menschen, die ein erhöhtes Risiko geerbt haben. Angststörungen treten  in einigen Familien gehäuft auf. Sie können, wie die Augenfarbe, von einem oder beiden Elternteil(en) auf die Kinder vererbt werden.

Die Symptome variieren je nach Art der Angststörung. Zu den allgemeinen Symptomen gehören:

  • Herzklopfen und hoher Puls
  • Schwindel und Schweißausbrüche
  • Zittern oder Beben
  • Trockener Mund, Hitzewallungen
  • Schwierigkeiten beim Sprechen
  • Atembeschwerden, Beklemmung, Brustschmerzen
  • Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
  • Bewusstseinsstörungen
  • Derealisation und Depersonalisation
  • Das Gefühl, die Kontrolle über die eigenen Gedanken zu verlieren
  • Benommenheit, Todesangst, Vernichtungsgefühl

Wenn eine Angststörung auftritt, geht sie oft mit anderen psychischen Störungen einher. Dazu gehören Depressionen, somatoforme Störungen (zum Beispiel übermäßige Müdigkeit oder Erschöpfung ohne offensichtliche körperliche Ursache) und Alkohol-, Medikamenten- oder Drogenabhängigkeit. Zudem leiden etwa 25 % der betroffenen Personen unter chronischen Schmerzen.

Wie kann man eine Angststörung behandeln?

Eine Angststörung ist wie jedes andere Gesundheitsproblem, das behandelt werden muss. Man kann sie nicht wegzaubern. Sie ist auch keine Frage der Selbstdisziplin oder der Einstellung. Die Forschung hat in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte bei der Behandlung psychischer Erkrankungen gemacht. Jeder Fall muss individuell betrachtet werden, um die bestmögliche Behandlung zu finden. Dabei handelt es sich letztendlich meist um eine Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie.

Medikamente

Medikamente allein können eine Angststörung nicht heilen. Sie lindern aber die Symptome und ermöglichen den Betroffenen ein weitgehend normales und erfülltes Leben. Zu den am häufigsten in diesem Zusammenhang verschriebenen Medikamenten zählen Benzodiazepine und Antidepressiva.

  • Angstlösende Medikamente wie Benzodiazepine (z. B. Alprazolam, Diazepam, Clonazepam oder Oxazepam) können Ängste, Panik und Sorgen lindern. Sie wirken schnell, aber man kann eine Toleranz entwickeln. Das bedeutet, dass sie mit der Zeit weniger wirksam werden. Außerdem machen sie süchtig. Daher werden Benzodiazepine meistens nur kurzfristig verschrieben, um die Zeit zu überbrücken, bis andere Medikamente wie etwa Antidepressiva ihre volle Wirkung entfalten.
  • Antidepressiva (meist selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer) können auch bei Angst helfen. Sie verändern die Art und Weise, wie das Gehirn bestimmte Chemikalien verwendet, um die Stimmung zu verbessern und Stress abzubauen. Es kann einige Zeit dauern, bis Antidepressiva wirken. Sie sollten nie ohne ärztlichen Rat eingenommen, aber auch nicht ohne ärztlichen Rat abgesetzt werden.

Betablocker, die normalerweise bei Bluthochdruck eingesetzt werden, können helfen, einige der körperlichen Symptome von Angststörungen zu reduzieren, indem sie zum Beispiel Herzrasen lindern. Ein erfahrener Arzt kann sie bei Bedarf verschreiben. Eine allgemeine Empfehlung für den routinemäßigen Einsatz gibt es jedoch nicht. Zu den weiteren angstlösenden Medikamenten gehören unter anderem Buspiron und Pregabalin sowie verschiedene, teils sogar rezeptfrei erhältliche Wirkstoffe aus der Pflanzenheilkunde.

Psychotherapie

Eine Psychotherapie oder psychologische Beratung hilft den Betroffenen, mit ihren emotionalen Reaktionen auf die Angststörung umzugehen. Ein psychologischer Berater kann Strategien vermitteln, die helfen, die Krankheit besser zu verstehen und zu bewältigen. Zu den am besten erforschten Ansätzen gehören die kognitive Verhaltenstherapie und die Expositionstherapie.

  • Die kognitive Verhaltenstherapie ist die am häufigsten angewandte Form der Psychotherapie bei Angststörungen. Dabei kann man lernen, Denkmuster und Verhaltensweisen zu erkennen, die zu störenden Gefühlen führen. Mit diesen Erkenntnissen ist es einfacher, an einer Verbesserung zu arbeiten.
  • Die Konfrontationstherapie konzentriert sich auf den Umgang mit den Ängsten, die der Angststörung zugrunde liegen. Sie hilft den Betroffenen, sich Aktivitäten oder Situationen zu stellen, die sie bisher vielleicht vermieden haben.

Zu den weiteren erprobten Ansätzen zählen psychoanalytische und tiefenpsychologische Therapieverfahren und verschiedene Entspannungsverfahren. Auch hier gilt, dass nicht jede Methode für jeden geeignet ist und oft mehrere Ansätze ausprobiert oder kombiniert werden müssen.

Mit einer Angststörung umgehen lernen

Angststörungen bleiben oft unerkannt und unbehandelt. Glücklicherweise kann eine Behandlung helfen. Die richtige Therapie kann dazu beitragen, die Lebensqualität, die sozialen Beziehungen und die Produktivität zu verbessern. Sie kann auch das allgemeine Wohlbefinden erhöhen. Niemand muss mit ständigen Sorgen und Ängsten leben. Wer entsprechende Symptome bei sich bemerkt, sollte einen Arzt aufsuchen. Am besten ist es, sich so früh wie möglich diagnostizieren und behandeln zu lassen. Auf diese Weise lassen sich die Probleme, die Angststörungen verursachen, kontrollieren und begrenzen. Oft hilft eine Kombination aus Medikamenten und Beratung, damit sich die Betroffenen besser fühlen.

Es gibt auch Maßnahmen, die jeder Betroffene selbst ergreifen kann, um mit den Symptomen einer Angststörung umzugehen. Diese Strategien können auch die medizinische Behandlung wirksamer machen:

  • Beschäftigen Sie sich mit Stressbewältigung: Lernen Sie, mit Stress umzugehen, zum Beispiel durch Meditation.
  • Nehmen Sie an Selbsthilfegruppen teil: Diese Gruppen gibt es sowohl persönlich als auch online. In ihnen tauschen sich Menschen mit Angststörungen über ihre Erfahrungen und Bewältigungsstrategien aus.
  • Bilden Sie sich weiter: Informieren Sie sich über Ihre Angststörung, damit Sie sie besser in den Griff bekommen. Helfen Sie auch Ihren Freunden und Ihrer Familie, die Störung zu verstehen, damit sie Sie unterstützen können.
  • Koffein einschränken oder vermeiden: Viele Menschen mit Angststörungen stellen fest, dass Koffein ihre Symptome verschlimmern kann.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass eine bestimmte Behandlung nicht anschlägt, oder wenn Sie Fragen zu Medikamenten haben, wenden Sie sich an ihre Ärztin oder Ihren Arzt. Gemeinsam können Sie herausfinden, wie Sie am besten vorankommen. Die Erfolgsaussichten der Behandlung von Angststörungen sind gut. In der Regel lassen sich die Symptome deutlich lindern oder sogar vollständig beseitigen.

 

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